Werkstatt

Geschichte

Meine erste Werkstatt war ein alter Stall auf dem Schlossgelände in Neufraunhofen. Die Stahleinbauten waren noch da, der Boden war schief und es war kalt und dunkel. Dennoch, es war meine Chance zum ersten Schritt und meine berufliche Karriere als Bildhauer konnte beginnen.

Im Jahre 1996 übersiedelte ich mit Kind und Kegel nach Wölflau, wo ich mir auch eine richtige Werkstatt einrichtete. Immerhin dienten mir diese 36 qm 20 Jahre lang. Hier entstanden hunderte von Skulpturen, darunter selbst der 6 m hohe „Seelenknoten“, der bei der Fertigung die gesamte Werkstatt ausfüllte. In den letzten Jahren kamen weitere größere Aufträge, die den alten Rahmen sprengten und mich zwangen, im Freien zu arbeiten.

In dieser Zeit entstand die Idee, eine ganz neue Werkstatt zu bauen. Hoch genug, um auch an größeren Werken im stehenden Zustand arbeiten zu können; geräumig genug, um alle neuen Werkzeuge und Geräte unterzubringen und nicht mehr über dutzende von Kabeln zu stolpern; luftig genug, um atmen zu können; hell genug, um die feinsten Nuancen im Metall zu erkennen.

Philosophie

Aber wie konnte eine Werkstatt aussehen, die sowohl modern, als auch praktisch, als auch stimmiger Teil eines ländlichen Ensembles werden sollte?

Zusammen mit dem Architekten Heiko Folkerts suchte ich nach Inspiration bei den Werkstätten der Jahrhundertwende. Was wir für uns fanden, waren im wesentlichen der Spitzbogen und der Segmentbogen. Ein Widerspruch? Wir finden nicht!

Die Westseite ist der Eingangsbereich, der klar dominiert wird von einem Spitzbogenfenster, das bis auf fast 8 m in die Höhe reicht. Betritt man die Werkstatt, steht man sofort mitten in der großen Werkhalle. Licht strömt aus allen Richtungen hinein, der Blick wird in die Höhe gezogen. Auch hier prägt der gotische Bogen das Raumgefühl. Verschiedene skulpturale Elemente in dieser Halle verstärken den sakralen Eindruck. Es ist der Hauptwerkraum für Edelstahlskulpturen.

Zur Gebäudemitte hin befindet sich der Montagebereich, der eine eigene Achse im 90°-Winkel zur Längsachse bildet und über einen extra großen Ausgang verfügt.

Am Ostende des Gebäudes befindet sich der Messing-Werkbereich mit Schmiede und einem kleinen Werkstattbüro. Auch hier ein Ausgang direkt in die Natur.

Die Treppe in der Haupthalle führt in den Ausstellungs- und Inspirationsbereich im OG. Dieser erhält seinen ganz eigenen Charakter vom gut 6 m langen Segmentbogen-Fenster. Dieses wirkt wie das spirituelle Gegenstück zur „gotischen“ Ostseite. Hier herrscht die weiche Linie, und die breite Erdung. Mutter Erde hier, Vater Sonne dort.

[Fotographie: Friedrich Loipeldinger]